Schlagwort: Blindenführhund

  • Offene Bühne – Ein Appetitanreger mit durchschlagender Wirkung

    Locker, flockig und leichtpfötig wie der Schnupperturm seine Streifzüge mit der Chefin aufschreibt, habe ich am letzten Samstag im marburger Kultur und Freizeitzentrum im Rahmen der #inklusiven Veranstaltung „Tag für alle“ auf der #offenen Bühne gestanden. An meiner Seite, ruhig und abgeklärt, Unimok, der dritte #Blindenführhund, mit dem ich das Glück habe, als #Sechs-Pfoten-Team durch die Welt zu wandeln.

    Elf bunt gemischte Menschen begleiteten mich durch diesen ersten Sprung in die wirkliche Welt, in die das Buch und ich nach diesem Erlebnis immer dringender hinaus wollen.

    Wie immer, wenn etwas locker und leichtpfötig daherkommt, ist der Vorführung eine Menge Arbeit vorausgegangen. Die sorgfältige Auswahl der Lesestellen, kleine bis mittelgroße Textüberarbeitungen, die bestmögliche Formatierung des Textes. Dann waren da etliche Lesungen vor einem fiktiven Publikum, oder vor den geneigten Ohren meines Partners.

    Einer Chorprobe nicht unähnlich habe ich ausprobiert, wo ich atmen kann und welche Sätze ich unbedingt in einem Stück lesen möchte. Wo gilt es, eine Pause wirken zu lassen, wie ist es mit unterschiedlicher Lautstärke und Betonung.

    In meiner Rolle als #Dolmetscherin habe ich lernen müssen, vor Publikum zu sprechen. Damals erschien es mir zunächst als kaum überwindbares Hindernis. Jedoch war meine #Motivation, Dolmetscherin zu werden, so übermächtig, dass mir gar nichts anderes übrig blieb, als das Reden vor Publikum zu trainieren. Mit Unterstützung von #NLP-Techniken stellte ich mir vor, ich wäre jemand anders, malte mir eine routinierte, selbstsichere Frau aus, die jeden Saal mühelos in ihren Bann zieht, gab ihr einen Namen. Musste ich dann in die Höhle des Löwen – also ans Pult – konnte ich mich schließlich wie diese Frau fühlen. Seit dem halte ich es nicht nur aus, sondern fühle mich wohl, wenn ich vor Leuten stehen darf.

    Die spannende Frage war, wie es wäre, wenn ich plötzlich mit meinen eigenen Worten und Meinungen öffentlich auftreten würde. Die NLP-Frau von damals hat ihren Dienst getan, ich brauchte sie nicht mehr, konnte selbst da oben stehen und mit Spotlight und Adrenalin wiederholen, was ich trainiert hatte.

    „Hey, Chefin, wer ist noch mal der Autor von „Schnupperturms Streifzüge“?“
    Okay, ertappt. Im Grunde habe ich also doch wieder vorgetragen, was ein anderes Wesen der Welt mitzuteilen hat.

  • Gestatten, Schnupperturm!

    Gestatten, Schnupperturm!

    Da sitze ich auf meiner kopfkissenweichen Wolke und schreibe ein Buch – ja, von hier oben aus geht das als ehemaliger Blindenführhund ganz hervorragend – Schnupperturms Streifzüge wird es heißen. Der Schnupperturm, das bin ich. Mit bürgerlichem Namen heiße ich Jack. Und kaum schreibe ich ein Buch, soll ich auch gleich noch mehr schreiben.

    Die Chefin lässt sich nämlich einfallen, auf Social Media mitzumischen.
    Mit neugierigen Menschen möchte sie arbeiten, und das hat mit Fremdsprachen zu tun und mit Dingen, die Intersektionalität, Ableismus und Diversität heißen.

    Echter Diversität, betont die Chefin, also gibt es wohl auch unechte, die nur so heißt, am Ende aber doch nicht so vielfältig ist.
    Ohnehin verstehe ich nichts von diesen Begriffen. Die Chefin sagt, als Frau mit Behinderung müsse sie sich jetzt dazu äußern, denn gerade dann würden mehr Menschen erkennen, dass sie sich nicht nur mit dem Thema Behinderung beschäftigt. Das verstehe wer will.
    Als Team auf sechs Pfoten haben wir so gegensätzliche Welten durchstreift wie das Sauerland und Brasilien, haben Städte, Seen, Meere, Dörfer und Wälder erforscht.

    Meinen Schlaf genossen habe ich bei mehrsprachigen Konferenzen über Stadtplanung, Fußball oder Sonnenenergie. Das reichte aber wohl nicht um zu merken, im Leben der Chefin geht es um etliche Themen an zahlreichen Orten. Also spricht sie jetzt über Blindheit, Wahrnehmung und vieles mehr. Und das mache ich übrigens in meinen Buch auch bald – auf meine Weise.